Mikrobewässerung für Einsteiger

In diesem Artikel seht ihr, wie ihr euch für wenig Geld eine Mikrobewässerung bauen könnt. Ich zeige euch jedes Detail, vom Einbau der Versorgungsleitung bis hin zum Installieren der Mikrosprüher. Alle wichtigen Fragen zum Thema Mikrobewässerung werden euch hier beantwortet.



Einleitung

Dieses Mal verlassen wir die Werkstatt und gehen in den Garten. In den letzten Jahren habe ich immer mehr das Gefühl, das ich immer mehr in meinem Garten arbeite, wie ihn zu genießen, gerade im vergangenen Jahr war ich ständig damit beschäftigt im Sommer meinen Rasen am Leben zu behalten. Ich habe fast jeden Abend damit verbracht Schläuche von A nach B zu ziehen um wieder ein Stückchen Beet oder Rasen vor dem sicheren verdursten zu retten und trotzdem sah mein Rasen am Ende der Saison braun und schrecklich aus. Das kann so nicht weiter gehen, das muss doch irgendwie besser gehen. 

Ich recherchierte eine ganze weile und fand auch so einiges zu dem Thema im Internet. Grundsätzlich gibt es in Deutschland nicht wirklich einen Markt für Bewässerungssysteme, zumindest wahr es so bis vor 2-3 Jahren, ab da an hat Gardena den Markt der Systembewässerungen für sich entdeckt und erweiterte sein Sortiment in diese Richtung stetig weiter. 

Das Problem an der Sache ist, dass Gardena auf dem Gebiet relativ neu ist und auch noch nicht so viel technische Erfahrung mitbringt, wie die Firmen aus den USA, wo solche Systeme der Groß- und Mikrobewässerung schon seit Jahrzehnten etabliert sind. 

Durch meine Recherchen habe ich herausgefunden das es schon 1940 in den USA mit Systembewässerungen losging und es sich bis heute zu einem riesigen Markt für solche Systeme entwickelt hat. Man kann also sagen, dass die USA einfach die Marktführer auf dem Gebiet sind. Dabei gibt es 2 große Firmen die den Markt dort Beherrschen:

Hunter

Rainbird 


Mikrobewässerung für Anfänger
Mikrobewässerung für Anfänger


Verbaute Mikrobewässerung in einem Beet
Bild meiner verlegten Mikrobewässerung vor dem Mulchen

Egal für welche der Firmen man sich entscheidet, beide bieten absolut hochwertige Bewässerungssysteme an. Wenn man allerdings das Maximum aus seiner Bewässerungsanlage herausholen will, kommt es auf die Details an, denn jede der beiden Firmen hat sein eigenes Steckenpferd (Passion) Hunter ist der Erfinder der Getrieberegner und ist bis heute der Marktführer darin, Rainbird ist bei der Mikrobewässerung der Marktführer. Jetzt ist man also gezwungen sich für eine Firma zu entscheiden, wenn man beides braucht, Mikrobewässerung und Rasengetrieberegner? NEIN ! Denn beide Systeme lassen sich wunderbar miteinander kombinieren, man muss nur wissen welche der Komponenten bei welcher Firma die besten sind.

Bei der Planung meiner Anlage wäre ich beinahe verzweifelt, bis ich durch Zufall erfahren habe, dass ein Nachbar in meinem Ort auch eine dieser Systembewässerungen besitzt. Ich bin einfach frech zu diesem Nachbarn hin und habe ihn gefragt, ob er mir seine Anlage mal erklären würde und ich kann euch sagen, das war eine Offenbarung. Er hat mir mit solch einer Begeisterung vom Bau und betrieb seiner Anlage erzählt, dass es nur so eine Freude war im zuzuhören. Und das wichtigste für mich war eigentlich die Tatsache, dass er für sein Grundstück mit ca. 16.000m²(!!!) die Anlage selber geplant und umgesetzt hat. Das gab mir wieder neuen Mut und auch die Gewissheit das ich es auch schaffen würde.

So jetzt wo mein Problem erkannt ist und herausgefunden wurde, welche Firmen es gibt und wo deren Stärken liegen kann es ja losgehen. Im nachfolgendem Guide zeige ich euch, wie ich meine Bewässerungsanlage gebaut habe und welche Komponenten ich dafür verwende. Anfangen werde ich mit meinen Beeten im Vorgarten, in die ich eine Mikrobewässerung eingebaut habe.

Später folgt dann noch die Bewässerung meiner Rasenflächen , beginnen werden wir aber erst einmal mit der Mikrobewässerung.

Vorbereitungen der Mikrobewässerung

Grundsätzlich beginnt man bei der Planung einer Bewässerungsanlage mit dem Ermitteln des verfügbaren Wasservolumens, also das was man durch seine Gartenpumpe oder durch den Hauswasseranschluss an Wasser zur Verfügung hat.

Bei der Mikrobewässerung kann man diesen Schritt aber getrost vernachlässigen, da bei dieser Art der Bewässerung so wenig Wasservolumen gebraucht wird, dass eigentlich jede Pumpe und auch jeder Hauswasseranschluss das schafft. Später bei den Rasenflächen gewinnt das Thema deutlich an Bedeutung und wird von mir auch nochmal genau erklärt.

Zuerst muss man sich Gedanken zur Aufteilung seiner Mikrobewässerung machen, man sollte zum Beispiel darauf achten, dass wenn man einen Wasserstrang in zwei Richtungen aufteilt, das in etwa die gleiche menge an Wasser auf beiden Seite verbraucht wird. Das hört sich jetzt im ersten Moment wieder kompliziert an, ist es aber nicht, denn damit meine ich eigentlich nur, dass man darauf achten sollte nicht auf einer Seite einen großen Verbraucher anzuschließen, wie z. B. einen 50m Tropfschlauch und auf der anderen Seite nur einen Sprüher.

Von den Tropfschläuchen rate ich eh ab, denn sie setzen sich gerne mit Schmutz und feinen Wurzel zu, aber der größte Nachteil ist eigentlich die Dauer des Betriebes. Ein Tropfschlauch produziert, wie der Name schon sagt, nur tropfen und das heißt das man für eine Wassermenge die man z. B. für eine Hecke mit großen Pflanzen braucht, die Pumpe teilweise Stunden eingeschaltet lassen muss… Und das wollen wir nicht!

Unser ziel sollte sein Mit wenig Strom (Kosten) viel zu erreichen, das heißt wir bewässern punktuell nur so viel, wie die Pflanzen auch nur brauchen. Diese Art der Bewässerung spart uns nicht nur Geld, sondern verhindert auch gleichzeitig das Beikräuter (Unkräuter) in unseren Beeten Fuß fassen können. Wir wollen uns ja das Leben einfacher machen und nicht schwerer.

Meine Empfehlung lautet also, punktuelle Bewässerung wo es nur geht.

Mikrobewässerungsschlauch


Bewässerungsplan 1
Plan der Beete für die spätere Mikrobewässerung


Bewässerungsplan
Plan der Beete für die spätere Mikrobewässerung Teil 2


Hauptleitung der Mikrobewässerung

Bei der Hauptleitung kann man aus zwei Varianten Wählen, einmal das für die Mikrobewässerung übliche 16er Rohr*, das reicht auch für kleine Beete aus oder man nimmt direkt das große 3/4 Zoll (25mm) PE-Rohr*.

Das 16er Rohr ist sehr günstig und auch super zu Verlegen, man muss aber bei diesem Querschnitt schon auf das Wasservolumen achten, also den Wasserverbrauch aller späteren Sprüher und Tropfer zusammen rechnen. Wer sich diesen aufwand, sparen möchte oder sich einfach noch nicht so früh festlegen kann wie viele Sprüher er später einsetzen muss der greift einfach zum 3/4 Zoll PE-Rohr.

Das ist zwar schon ein Stückchen teurer, aber macht es ungemein einfach, man braucht eigentlich nichts berechnen und kann später noch nahezu beliebig erweitern.

Ich habe mich für das 3/4 Zoll PE-Rohr* entschieden.

So jetzt wo wir wissen welches Rohr wir nehmen und wie unsere Leitung ungefähr liegen soll geht es ans Buddeln. Dadurch, dass ich bei mir eh alles Saniert habe brauche ich nicht viel Graben, sondern kann die Leitung einfach so, in die noch lehren Beete legen. Unter den Wegen habe ich beim Pflastern gleich schon Leerrohre mit eingelegt (siehe Bild oben), das macht es mir natürlich besonders einfach.

Zum Vorbereiten der Hauptwasserleitung sollte man die Rohre früh genug abwickeln und in die Sonne legen, das macht sie deutlich flexibler und dadurch auch einfacher zu verlegen. Die enden sollte man zudem auch jederzeit mit den mitgelieferten Verschlusskappen verschlossen halten damit kein Sand und Schmutz in die Rohre geraten kann. Sollten bei euch die Rohrenden Oval oder beschädigt sein schneidet sie lieber ab, bevor ihr sie mit den Verbindern zusammensteckt.

Ich schneide meine Rohre mit einer Rohrschere* (siehe Bild rechts), man soll sie aber auch mit einer Gartenschere* oder Metallsäge* schneiden können. Egal wie ihr eure Rohre schneidet, ihr müsst sie auf jeden Fall entgraten, entweder macht ihr das ganz klassisch mit Schleifpapier so wie ich oder ihr nehmt ein wesentlich komfortableren Rohrentgrater*. Wir wollen ja nicht gleich unsere Steckverbinder- Dichtungen beschädigen.


Rohrdurchmesser der Mikrobewässerung
Vergleich der Rohrdurchmesser für eine Mikrobewässerung 16er zu 25er Rohr


Beispiel für eine Rohrschere
Bild einer Rohrschere

Die Verbinder der Hauptleitung

Zur Verbindung meiner 3/4 Zoll (25mm) PE-Rohren habe ich mich für die Bajonett-Verschluss-Verbinder von Gardena entschieden.

Ich hörte von den Verbindern von meinem Arbeitskollegen und von deren durchweg positiven Erfahrungen damit und wollte es direkt mal ausprobieren. Klassischerweise nimmt man welche zum Schrauben (Später dazu mehr) allerdings wollte ich es mal aus Neugier mit den neuen von Gardena probieren und ich muss sagen das war die beste Entscheidung überhaupt.

Diese Verbinder sind einfach genial, man kippt den Verschluss einfach um 90° Grad zur Seite, steckt das Rohr ein und kippt den Verschluss einfach wieder zurück, fertig! Gardena bietet zwar nicht alle Rohrverbindungen an, aber die wichtigsten sind auf jeden Fall dabei:

Es gibt zwar noch 1-2 andere Versionen im 1 Zoll Bereich aber die sind für uns im Mikrobewässerungsbereich eher uninteressant, wir beschränken uns auf die 25mm Versionen.


Gardena L-Stück mit 1/2 Zoll AG
Beispiel eines Gardena Quick & Easy Verbinders (25mm)


Rohre einbauen

Bei dem Verlegen der Rohre gibt es eigentlich nichts zu beachten, außer vielleicht das man sie nur in Sand und Mutterboden verlegen sollte und nicht ungeschützt in Schotter bzw. Mineralgemisch, aber das sollte eigentlich klar sein.

Bei der tiefe gibt es im Prinzip keine vorgaben, ich baue meine Rohre so zwischen 15 und 20cm tiefe ein, das ist nicht zu tief und auch nicht zu flach, so dass man sie beim nächsten Umpflanzen oder Unkraut jäten wieder rauszieht. Wichtig ist nur, dass man nichts über die Verbinder pflanzt, denn Pflanzen können sich doch recht hartnäckig mit ihren wurzeln an den Verbindern zu schaffen machen.

Noch ein Wort zu der Frostsicherheit: Es gibt keine Frostsicherheit!

Das ganze System besteht ja hauptsächlich aus festen Kunststoff Komponenten, im Gegensatz zum klassischen Gartenschlauch der ja im Winter einfach draußen liegen bleiben kann, muss das System Frostsicher gemacht werden.

Das hört sich im ersten Moment nach mehr Arbeit an als es eigentlich ist, man braucht die Rohre nur im Herbst vor dem ersten Frost, einmal gründlich mit einem Kompressor ausblasen, mehr nicht! Das ist, wenn man ehrlich ist, auch nicht viel an Wartung.

Hat man die Hauptwasserleitung der Mikrobewässerung seinen wünschen entsprechend verlegt, sollte man sein Werk schon einmal testen und auf Dichtigkeit überprüfen. Jetzt ist natürlich noch die Frage, wie soll die Anlage versorgt werden? Zum einen kann man, dass ganz normal mit einem Schlauch machen, also als ob man einen Rasensprenger anschließen würde oder man verlegt die Hauptleitung zu einem Zentralen Pumpensumpf wo die Pumpe das Wasser, von Magnetventilen gesteuert, in die Leitung befördert.

Ich habe mich für ersteres entschieden, da ich das System erstmal auf Herz und Nieren testen will. Steuert man gleich alles automatisch, neige ich dazu nicht mehr nach dem rechten zu schauen und das ist bei Wasser keine so gute Idee. 


Hauptwasserleitung für die Mikrobewässerung
Das Bild zeigt die Hauptwasserleitung der Mikrobewässerung


Verlegte Hauptwasserleitun der Mikrobewässerung
Sauber am Rand verlegte Hauptwasserleitung der Mikrobewässerung

Der Wasserfilter

Bevor wir jetzt mit der Wasserversorgung weiter machen, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, den man nicht vergessen sollte.

Der Wasserfilter*!

Bei der Mikrobewässerung ist sauberes Wasser ein ganz wichtiger Faktor für eine funktionierende Bewässerung. Das heißt für uns, wir müssen in jedem Fall einen Wasserfilter einbauen.

Bei dem Wasserfilter habe ich mich für ein Modell von Gardena* entschieden, da es sich bei diesem Modell um einen Filter handelt, den man direkt in die Erde setzen kann und sich zudem problemlos Warten lässt. Hier sieht man mal wieder wie prima sich die Sachen untereinander kombinieren lassen.

Ich hätte zwar auch die Filter von Rainbird* nehmen können, allerdings hätte ich dann extra noch einen kleinen Revisionskasten* mit in die Erde packen müssen, da man sie nicht direkt in den Boden einbauen darf.

Solltet ihr eure Anlage mit dem Hauswasser verbinden, wäre ein Wasserfilter nicht zwingend erforderlich.


Gardena Wasserfilter
Bild vom Gardena Wasserfilter (Bild zur Verfügung gestellt von Amazon)

Die Wasserversorgung

Zur Versorgung meiner Beete benutze ich sogenannte Wassersteckdosen mit den passenden Wasserschlüsseln (Bild rechts).

Da leider nicht alles mit Gummidichtungen oder Bajonettverschlüssen funktioniert musste ich die Muffe und den 90° Winkel zusätzlich noch mit einem Dichtfaden versehen. Dieser Dichtfaden funktioniert hervorragend, man muss sich nur an die Vorgaben der Wicklungen halten, die auf der Verpackung stehen. Aber Vorsicht, für Kunststoffverschraubungen gilt die doppelte Menge an Wicklungen! 

Nachfolgend einmal die komplette Liste mit allen Teilen von meinem Wasseranschluss.

Das ist eine super Möglichkeit Wasser in seine Beete zu bekommen, ohne riesige Revisionskasten-Deckel im Beet zu haben. Ein weiterer Vorteil ist, das, sobald man den schlüssel aus der Steckdose entnimmt, sich die Leitung automatisch verschließt. Sollte man also ein abschüssiges Grundstück haben, würde nicht das ganze Wasser aus der Leitung raus Laufen.

Es gibt zwar von Rainbird auch eine Wasserentnahmestelle mit Deckel aber die ist mir zu groß gewesen. Wie ihr die Wassersteckdose einbaut, zeige ich euch in dem Video weiter unten.

So, jetzt da wir alle Leitungen eingebaut haben, der Wasserfilter und die Wassersteckdose angeschlossen ist, können wir Wasser auf das System loslassen. Falls bei euch nicht so recht Wasser in die Leitung gehen will, einfach nochmal einen Endstopfen abmachen, sodass die Luft und evtl. Schmutz aus den Leitungen entweichen kann.

Nachdem die Luft aus den Leitungen ist und wir wieder alles verschlossen haben, kontrollieren wir alle Verschraubungen und Verbinder auf Dichtigkeit.

Ihr werdet sehr schnell sehen, wenn ein Verbinder undicht ist, dann sprudelt es nur so raus, problematischer ist es bei Verschraubungen die man mit dem Dichtband eingedichtet hat.

Verschraubungen die mit Dichtband eingedichtet sind, brauchen immer eine ganze weile, bis man sieht, ob sie undicht sind, also lasst ruhig ein bisschen länger Druck auf der Leitung.

Ist alles dicht und so verbaut, wie wir uns das vorstellen kann es weiter gehen!

Im nächsten Teil zeige ich euch wie ihr die Anbohrschellen installiert, die Standrohre und Mikrobewässerungsverteiler einbaut und natürlich nehmen wir unseren ersten Mikrosprüher und Tropfer in Betrieb.

Ich hoffe, ich konnte euch bis hier her schon ein bisschen helfen und wünsche euch viel Spaß beim Bau eurer eigenen Mikrobewässerungsanlage. 

Wassersteckdose für die Mikrobewässerung

Rainbird Wasserschlüssel


Videoanleitung: Hauptwasserleitung

Ich habe den Einbau von meiner Hauptwasserleitung wie schon aus den Videos „CNC Fräse selber bauen“ mit der Kamera aufgenommen und euch unten einmal eingefügt, so kann man sich das eine oder andere doch deutlich besser vorstellen.

Also wo drauf wartet ihr noch, schaut euch das Video an und macht euch das Leben mit einer Bewässerungsanlage leichter.

Viel Spaß beim Video…